Dienstag, 4. April 2017

Letzte Dinge

Mir ist gestern so ein Gedanke gekommen. Vor ein paar Jahren saß ich mal in einer kleineren gottesdienstlichen Gruppe in einem eher landeskirchlichen Zusammenhang. In irgendeinem Zusammenhang wurde damals dort die Ansicht geäußert, es sei ja eigentlich ganz gut, zu wissen, dass die Kirche ein Provisorium sei und Gott die Kirche eines Tages wieder zerstören werde.

Und im Rahmen meiner aktuellen Bibellese hat sich mir gestern die Frage gestellt, wie der Sprecher damals eigentlich auf den Gedanken gekommen ist, Gott werde die Kirche eines Tages zerstören?

Ich will jetzt nicht behaupten, das könne gar nicht sein, aber in gewissem Rahmen sind mir Bedenken geblieben. Wenn ich die Kirche sehr weit auslege, und im Sinne von "Gemeinde" bzw. "die Menschen, die von Jesus zu sich gerufen wurden, die sich an ihn halten, auf seine Gnade setzen, statt auf die eigenen Leistungen und Fehlleistungen, die sein Wort hören und tun" ... verstehe, wäre mein Gegenvorschlag zur vermeintlichen Zerstörung der Kirche eher eine (im Grunde unverdiente) Verherrlichung, Verklärung.

Wie kann man jetzt darauf kommen?
Eine Stelle, die mir eingefallen ist, ist zu finden in der Offenbarung des Johannes, Kapitel 19, Vers 6 und folgende Verse. Dort geht es um die Hochzeit des Lammes (Jesus) und der Braut (die oft eben auch als Gottes Gemeinde interpretiert wird):

6 Und ich hörte wie eine Stimme einer großen Volksmenge und wie ein Rauschen vieler Wasser und wie ein Rollen starker Donner, welche sprachen: Halleluja! denn der Herr, unser Gott, der Allmächtige, hat die Herrschaft angetreten. 7 Laßt uns fröhlich sein und frohlocken und ihm Ehre geben; denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen, und sein Weib hat sich bereitet. (Offenbarung 21.9) 8 Und es ward ihr gegeben, daß sie sich kleide in feine Leinwand, glänzend [und] rein; denn die feine Leinwand sind die Gerechtigkeiten der Heiligen. (Jesaja 61.10) 9 Und er spricht zu mir: Schreibe: Glückselig, die geladen sind zum Hochzeitsmahle des Lammes! Und er spricht zu mir: Dies sind die wahrhaftigen Worte Gottes. 10 Und ich fiel zu seinen Füßen nieder, ihn anzubeten. Und er spricht zu mir: Siehe zu, tue es nicht. Ich bin dein Mitknecht und der deiner Brüder, die das Zeugnis Jesu haben; bete Gott an. Denn der Geist der Weissagung ist das Zeugnis Jesu. (Offenbarung 22.8-9)

"Und es ward ihr gegeben, dass sie sich kleide in feine Leinwand, glänzend und rein."
Finde ich eine ganz starke Aussage!

Die zweite Stelle, die ich auch in die Richtung verstehe, ist ein Wort, dass Jesus beim letzten Mahl zu seinen Jüngern (und mit diesen auch zu uns?) spricht. Wir sind im Evangelium des Lukas, im zweiundzwanzigsten Kapitel, ab Vers 28. Jesus hat gerade den Streit um die Rangfolge der Jünger mit der Aufforderung zum Dienst (im Kontrast zu den "Großkopferten" in der Welt) beendet. Und er sagt ihnen:

28 Ihr aber seid es, die mit mir ausgeharrt haben in meinen Versuchungen; (Johannes 6.67-68) 29 und ich verordne euch, gleichwie mein Vater mir verordnet hat, ein Reich, 30 auf daß ihr esset und trinket an meinem Tische in meinem Reiche und auf Thronen sitzet, richtend die zwölf Stämme Israels. (Matthäus 19.28) 

Alles in allem wäre für mich eher Freude über Gottes große Verheißung angebracht, und bei aller möglicherweise auch berechtigten Kirchenkritik eher das Suchen der Gemeinde / Gemeinschaft, in der der Geist auch wirken kann, und wo wir nicht, wie allein, gegen Wälder und Bäume rennen.
Ich persönlich bin froh und dankbar über die Möglichkeiten einer (und meiner) Gemeinde, und Gott dankbar für seine große Liebe und Gnade.