Sonntag, 26. Februar 2017

Freundes- und Förderverein

Post kommt.
In letzter Zeit habe ich dann und wann so über meinen bisherigen Weg in allerlei Hinsicht nachgedacht. Wie bereits früher erwähnt, ist mir dabei auch aufgefallen, wie sich Dinge im Leben ändern, wie Ansichten sich verschieben, wie sich auch Umstände ändern, und man dann entscheiden muss, ob nicht aktuell etwas ganz anderes dran ist.

So habe ich es jetzt auch getan, und habe eine Mitgliedschaft im Förderverein eines sehr umfangreich aktiven Diakoniewerks erklärt. Eine andere Mitgliedschaft habe ich dafür beendet, da ich so das Gefühl habe, auch effektiver zu fördern, und mir auch eine explizit christliche Ausrichtung wichtig ist. Alles zusammen hat dann diese Entscheidung herbeigeführt.

Bin gespannt, ob ich dadurch vielleicht auch nochmal Sachen erlebe und erfahre, von denen ich so nie erfahren hätte.

Später geht es dann auf eine Feier in das wahrscheinlich lauteste Restaurant Nürnbergs, das aber gleichzeitig beim letzten mal durch sehr gutes Essen überzeugen konnte...


Schönen Sonntag allerseits!

Freitag, 24. Februar 2017

Manottidil, Take 5, and action...

Nach Teil 1, Teil 2, Teil 3 und Teil 4 jetzt der fünfte Abschnitt des Manottidilbuches:



Die Worte Jesu Christi wurden in San Giacomo besonders ernst genommen und viele Jahrhunderte, vielleicht auch Jahrtausende waren von den Bürgern der Stadt dazu aufgewendet worden, die richtige Auslegung der heiligen Bibel zu ergründen. Das Verzeichnis der Kirchengemeinden in San Giacomo las sich dementsprechend wie ein Katastrophenbericht oder eine Metapher auf die Evolution des Lebens auf der Erde. Gab es zur Zeit der Stadtgründung lediglich eine Kirche, katholisch, die den Namen der Siedlung trug bzw. andersherum, explodierte die Zahl der Nebenkirchen in den folgenden Jahrhunderten. Da gab es die Gemeinde „Von der apokalyptischen Frau“, die daraus entstanden war, dass ein gewissenhafter Doktor der Theologie zur Überzeugung gelangte, der Offenbarung des Johannes müsse mehr Gewicht zugestanden werden als der restlichen Schrift, nachdem ihm im Laufe einer Zwölf-Stunden-Messe am Johannistag schwindelig geworden war und er sich nun gerade an einer Statue der Maria in Gestalt der „apokalyptischen Frau“ noch festhalten konnte.
Wieder andere Gruppen trennten sich aufgrund für sie wichtiger Streitfragen des Glaubens, wie jener darum, aus welcher Gesteinsart die Gebotstafeln des Mose gemacht gewesen seien oder ob es „Wein und Brot“ oder nicht vielleicht „Brot und Wein“ heißen müsse.

So hatten Frau und Herr Manottidil nicht wenige Kirchenbauten auf ihrem Weg durch die Gassen der Stadt zu bestaunen. Da gab es die wuchtige Barockkirche „Heiliger Stefanus unter den Palmen“, in der die „Kongregation der Brüder in Christi zur höheren Ehre aller Heiligen“ ihre Gottesdienste abhielt, ein Gebäude, das aus weißem Marmor erbaut war, der Andachtsraum quoll über vor reich mit Gold, Perlmut und Jade verzierter Statuen, die schier alle Heilige des großen christlichen Legendenschatzes zierten und jede Stunde hielt ein charismatischer Bruder eine Messe zur Ehre eines durch ein kompliziertes, sich an Zahlenspielen in der Schrift orientierendes Lotterieverfahren ausgewählten Heiligen.

Ob das das Wesen der Religion ist?“ fragte Julisanda ihren Gatten „Zufall, Zufall und Menschenwerk?“
Du irrst Dich!“ entgegnete dieser. „Es ist eher wie Schach. Ein unendliches Geflecht von Kombinationen, wohlgeordnet und geheimnisvoll durchdacht. Springer auf C2!“.

Staunend standen die beiden Eheleute im heißen Nachmittagswind auf dem Platz vor der Kirche und schauten die beiden gewaltigen Türme hinauf.

Oh! Signore, Signora, verzeihen Sie bitte, aber habe ich dort gerade eine Schachmetapher gehört?“ lies sich ein liebenswert aussehender Herr mittleren Alters da hinter den beiden vernehmen. Sein Haar war von wichtigem Grau, seine Kleidung sauber und elegant, weißes Jackett, alte, aber gepflegte Lederschuhe.
Wissen Sie, Schach ist mein Leben, mein seliger Vater brachte mir dieses prächtige Spiel schon im Alter von 8 Jahren bei, und ich liebe Schach. Es beruhigt den Kopf und weckt den Geist! Es ordnet die Gedanken und pflegt die Empfindungen“

Das Manottidil nickte erfreut und sagte, eine kurze Bedenkzeit einhaltend: „Unser aller Leben ist Schach. Schach und Religion, Schach und das Wetter, Schach und Politik, Schachreligion und Schachpolitik. Kaum einer schafft es, dem Rang einer Schachfigur zu entlaufen.“

Maurizio ist mein Name.“ stellte sich der Mann vor. „Mit Einverständnis der Dame und des Herrn würde ich Sie gerne durch meine Heimatstadt führen. Nie werden sie in der Fremde solche Einblicke in die Wesensart eines Ortes, seine Essenz, erhalten als wenn sie von einem Eingeweihten geführt werden. Das Leben ist, wie sie sagen, wahrscheinlich Schach. Reisen aber ist Gnostizismus, Alchemie und Freimaurertum.“

Die drei schüttelten sich die Hände und spazierten, als schlafwandelten sie, gegen die Richtung des Windes, der von Südost her wehte.

Vor einem Haus schlicht-eleganter Bauweise blieb Maurizio stehen, seinen Arm auf das Gebäude richtend. „Signora, Signore, hier sehen sie das Wohnhaus des Stadtrates Mäander, welcher im Jahr 2079, Hochrenaissance, hier wirkte. Sein Lebenswerk war der Versuch, die Stadtmauern blau zu bemalen, um die Melancholie, die von der See herreinschwappt, zu spiegeln. Er nahm sich mit 39 Jahren, so sagt man, das Leben, indem er von den Klippen in der Kugelseebucht sprang.“

Der nächste Halt war eine grobe, romanische Kapelle, grau von Alter, abgeschliffen von Regen und Wetter.

»Sankt Purgatorium der verirrten Seelen« heißt dieses Kirchlein. Die Gemeinde ist vor vielen hundert Jahren entstanden, als ein Hochwürden Magnaculpea, angeblich ein Rumäne, die Christusworte »Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel.« begann strikt auszulegen. Seitdem vermeiden seine Nachfolger nicht nur nach Möglichkeit das Sprechen, sondern auch Arbeit, Familie und alles andere. Nun ja. Lassen Sie uns doch einen kurzen Blick hineinwerfen, bevor die Nachmittagsmesse gelesen wird.“

Im Inneren der Kirche herrschte ein trübes Dämmerlicht. Keine Kerze erhellte den Raum, kein Zierrat war zu erblicken, nur einige sehr plastisch gezeichnete Darstellungen der sieben Todsünden waren an den traurigen Steinwänden zu erblicken, lediglich drei oder vier sehr dürre Gläubige knieten auf groben, abgewetzten Bänken, ins Gebet vertieft.

Wahrlich, ein irdisches Purgatorium.“ bemerkte das Manottidil „Nicht schlecht. Aber möglicherweise doch ein bisschen trostlos? Lasst uns wieder ins Freie gehen.“

Man schritt, von Andacht ergriffen, ins Sonnenlicht hinaus.
Nun sollen Sie beide das genaue Gegenteil des eben erlebten ansehen!“ sprach der Reisebegleiter unserer beiden Eheleute leutselig. „Bitte folgen Sie mir!“ und eilte voran.

In einem vormaligen Weinlagerhaus hatte die Kirchengemeinde „St. Florian reißt dem dumpfen Schriftgelehrten das Buch aus der Hand“ ihr Gotteshaus eingerichtet. „Es gibt dort keine Messen und die Gemeindeglieder kämen im Traum nicht darauf, in der Bibel zu lesen. Sie sind der festen Überzeugung, durch ein nachdrücklich gelebtes Leben und aktive Nächstenliebe alles zu tun, was getan werden muss. Dabei berufen jene sich übrigens auf die haargenau gleiche Stelle in der Schrift wie die Purgatoristen“ In der großen Halle, in der nur einige Stühle und Kübel, in denen Pflanzen grünten, standen, rannten einige ausgelassen lachende Kinder in Schlangenlinien umher. Ein Hund bellte in einer Ecke die Wand an und vier Männer quäkten, begleitet von einer verstimmten Gitarre, das Lied „Alter Seemann von Kreta, Du gabst einem Bettler all Dein Geld!“, und dies alles vermengte sich zu einer scheußlichen Kakophonie. Die drei Spaziergänger verließen den Raum zügig wieder.

Mich würde sehr interessieren, wie Sie, Bester, eigentlich zur Religion stehen, in einer Stadt, die scheinbar keinen Mangel an solcher leidet!“ sprach das Manottidil eifrig zu Maurizio, dem Reisebegleiter. Dieser kratzte sich eine Weile lang am Kopf, bevor er bedächtig antwortete. „Wahrscheinlich bin ich ein Ungläubiger. Ich nehme den Glauben zu ernst, um einfach zu glauben. Glauben ist keine Zitrone, meine Herrschaften, Glauben ist keine Schachpartie. Und eine Schachpartie ist keine Zitrone.“

Das Manottidil und Julisanda nickten wissend und voll des guten Gefühls, hier einen wahren Seelenverwandten gefunden zu haben.



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Unscharfer Frühling

Sanfter Hinweis auf einen unscharfen Frühling


Habe gestern mal wieder gemerkt, wie toll ich meine Gemeinde finde, wie dankbar ich bin, da eine (nicht nur) geistliche Heimat gefunden zu haben, und warum ich damals da überhaupt geblieben bin, und warum ich in der Kirche, in der ich bin, bin. Alles in allem sehr erfreulich! (und später kehrt das Manottidil zurück!)

Montag, 20. Februar 2017

Montag

Düstere Aussichten: "Die Zukunft der Grünen" im
Möbelhaus


Heute, liebe Leser aller Geschlechter und Nationen, ist wieder der Montag. Vorbei das Wochenende. Vorbei das Gipfeltreffen mindestens 18 Jahre später, das ich am Freitag hatte. Vorbei die Suche nach Möbeln im Möbelhaus (wo kein Mangel an "Die Zukunft der Grünen" bestand). Vorbei auch das Konzert mit Musik japanischer Komponisten im Kulturladen Ziegelstein (sehr gute Musik und interessant, aber eher schlecht organisiert). Und vorbei der Sonntag, mit vielen Gedanken. Die Gedanken aber blieben.

Heute ein Arbeitstag zwischen braunem Wasser aus der Leitung und Lebensansichten in Schieflage.
Heute Regen und Schniefnasen über Nürnberg Ost, und im Westen Wind.

Habe heute eine Petition unterzeichnet. Hat ein bisschen Überlegen gekostet. Und jetzt fühlt es sich gut an. Anmerkung zur Güte: Ich unterzeichne mit der Einstellung, so meine Meinung sagen zu wollen. Und zwar gänzlich ohne Schaum vor dem Mund, Wutanfälle und in-den-Teppich-Beißens.
Und jetzt fühlt es sich gut an.

Ansonsten überlege ich mir, eine Trägervereinsmitgliedschaft, die mich ein paar Jahre begleitet, zu kündigen, um eine andere Sache zukünftig unterstützen zu können. Und dabei merke ich, wie sich Dinge im Leben auch ändern.

Samstag, 18. Februar 2017

Nervtötende

Heute: nervtötende Verschwörungstheorien, zu haben in links und rechts.
"Der und der wurde weggemobbt...", "Die und die wurde umgebracht...". "Das machen die und die...". "Das Volk muss wieder...", "Das Volk braucht wieder..." "Da müsste doch mal wer...". "Wir haben als einzige Gruppe noch Zivilcourage...". "Wie lange noch...? Uns wird hier was verschwiegen..."" "Der wurde umgebracht und dann weggemobbt. Das warn die Lobbyisten...", "Die und die wurde aus der Berichterstattung gestrichen und dann gemobbt. Das warn die Demokraten...". 

Und jeder hat dann gleich die tolle Idee, die alles rettet. Wenn nur die störrischen Leute nicht wären, die nur einsehen müssten, was gut für sie ist. Aber... ... (und hier darf man jetzt wieder in der zweiten Zeile dieses Beitrags zu lesen anfangen ) ... 

Irgendwie hätte ich fast Lust, doch Zeit in ganz stinknormaler, bürgerlicher, seriöser, langweiliger Vereins- oder Parteipolitik zu investieren. Irgendwann. 

Freitag, 17. Februar 2017

Und wieder: Das Manottidil!

Nachdem wir jetzt schon Teil 1, Teil 2 und Teil 3 hinter uns gebracht haben, folgt nun allfreitäglich der nächste Teil, nämlich der

 vierte Abschnitt 

der Geschichte vom Manottidil und seiner Ehefrau:


Der Kaufmann verließ im Hafen einer kleinen Insel, wo er Geschäfte zu tätigen hatte, das Schiff. Alsdann setzte er sich in eine Hafenwirtschaft und schrieb den folgenden Brief:

An den gnädigen Herrn Alessandro de' Medici, Herzog und Regent zu Firenze.

Allergnädigster Herr!

Ich erlaube mir, ein unbedeutender Kaufmann, diese Zeilen an euch zu richten in der Hoffnung und dem festen Vertrauen, in euch einen Freund und Förderer der ehrlichen Wissenschaften zu finden.

Auf meinen Reisen zwischen dem Land am Nile und den griechischen Inseln konnte ich die Entdeckung einer wunderseltsamen Creatur machen, solche nicht ich noch irgendjemand sonst auf dieser Welt gesehen. Es handelt sich um eine Art Crocodil, nur hiervon unterschieden darin, dass es wie ein Mensch auf zwei Beinen gehet, Kleidung trägt, in gottgefälligem Ehstande zu leben scheinet (sein Ehweib trägt den Namen Julisanda, so ich im Gespräche erfuhr, es selbst hingegen scheint ohne Namen zu sein), ein großer Kenner aller Künste, Materialen und Wissenschaften (sofern ich dies tauglich beurtheilen kann) und ausgezeichneter Freund guten Weines zu sein, von welchem ich mit besagtem Wesen zwei volle Krüge an Bord des Schiffes getrunken.
Die Creatur redet, sie sei auf der Reise nach Italien befindlich und ich möchte in aller Bescheidenheit und Demuth die Ehre nicht missen, euch, Herr, diese Entdeckung anzeigen zu dürfen, aufdass man vorbereitet ist auf die Erscheinung des Wesens in den Feldern unseres Mutterlandes.
(Wenn ich um eine große Gnadenhuld bitten dürfte, so wäre es diese, das Tier, so jenes Wesen ein Tier zu nennen ist, nach seinem treuen und allerdemüthigsten Entdecker, meiner Person zu benennen. Ich schlage somit vor, dies Wesen das „Manottidil“ zu nennen. Weiter schlage ich voller Treue vor, das Wesen zu inhaftieren, sobald es italienischen Boden betritt, um es weiter befragen und von Gelehrten untersuchen lassen zu können.

Mit Unterthänigkeit

Manotti

Den 22. Juli 2037

Man muss nicht erwähnen, dass das auf den Brief folgende Gelächter im Fürstenhaus nicht klein war. Der angeschriebene Alessandro soll, munkelt man, angeordnet haben, statt des Manottidils seinen frechen und offenkundig gemütskranken Entdecker zu inhaftieren, sobald er Florenz erreiche und bis hinunter zum letzten Küchenjungen schüttelte man energisch die Köpfe über den Brief, dessen Inhalt sich aufgrund seiner Exzentrizität sehr schnell herumgesprochen hatte.

Trotz allem hatte die Sache natürlich eine Wirkung: Vor den Sternen und der Erde, vor allen Bäumen, Geiern, Fischen in den Flüssen und vor den traurigen Gespenstern in den Klosterruinen dieser Welt hatte das Geschöpf, von dem diese Geschichte erzählt nun und für alle Zeit einen Namen: Das Manottidil.

3. Kapitel

Man schrieb den 4. Juli 1974 als das Dampfschiff im Hafen der Stadt San Giacomo anlegte. Die Sonne schien übertrieben auf die Szenerie hinunter und 70% der Mannschaft waren schwer betrunken.
Als das Manottidil mit seiner lieben Ehefrau den Landungssteg betrat, schrie ein minderjähriger Knabe namens Casimiro, seines Zeichens Lakai und vorzüglicher Kartoffelschäler des Schiffskoches mit weinschwangerem Knabensopran: „Seht das Tier an! Ist das nicht ein Zeichen vor aller Welt? Wann hat Gott der Herr das letzte Mal ein solches Wesen vor einem Schiffsjungen aufmarschieren lassen! Lasst uns dieses Phänomen ehren! Wir benötigen einen neuen Titul für unsere schwimmende Insel!“
Der Rest der nur in Teilen zurechnungsfähigen Besatzung war sofort entflammt angesichts der Idee des Buben. So kam es, dass besagtes Schiff eine weitere Namensänderung durchmachte und von diesem Tag an auf den Namen „Der Drache des Sankt Georg in den Lustgärten von Aleppo“ getauft war.

San Giacomo war in diesen Tagen eine Stadt ganz der Mode der Zeit entsprechend in weihrauchschwangerem Cäsarenwahn versunken. Die Stadtplätze waren voll von wohlgeformten Jünglingen, meist Studenten an der örtlichen „Universität der großen Künste, Weltwissenschaften und andererley nutzhafter akademischer Disciplinae“. Diese verbrachten ihre Tage damit, selig auf die mythologischen Figuren der Renaissancebrunnen zu starren und sich wechselseitig für ihre neuesten Poeme mit Lorbeer zu krönen. Die Vorlesungen an besagter Universität fielen ohnehin größtenteils aus, da die Professores diese nicht selten einfach vergaßen, so verstrickt waren sie in allerlei intellektuelle und philosophische Kaffeehausgespräche, in das Schreiben ihrer Memoiren oder mindestens 200-seitiger Aufsätze für Zeitschriften, die direkt und ohne Umwege über unwissende Leser für die Archive der großen Bibliotheken gedruckt wurden.

Frau Julisanda und ihr Mann staunten nicht schlecht, als sie in der Nähe des Hafens einen Imbiss nahmen, welch eine beeindruckende Metropole des Geistes dort vor ihnen lag. Es öffneten sich zur Mittagszeit die Fenster kluger und elfenbeinbleicher Mädchen um ein Meer von Gesängen auf die Straßen zu spülen. Geschliffene Mezzosopranistinnen sangen da im Duett mit abgründigen Altstimmen, dann und wann tönte von irgendwoher ein Fortepiano, meist gespielt von einem der Welt abhanden gekommenen Professor, in virtuoser Güte. Wenn die Musik am schönsten war, kam nicht selten vom Meer hergezogen ein roter, mediterraner Wind, in dem sich hundertduzendweise Grashüpfer, Zitronenfalter, Seesterne und Blütenblätter verheddert hatten, und die nun mit dem Wind sich auf die Stadt legten. Ein Kellner stand da auf und sang folgendes Arioso in scheußlich tiefem Bass:

O Wind O Wind!
Du bringst uns Sand und Mythen
und Geschichten
Du trägst uns uns're Tage vor die Götter
welche richten
Die Welt, o Wind, ist flüchtig so wie du
Das Leben ist ein kurzer Blitz inmitten ew'ger Ruh!
O Wind O Wind! O Ew'ge Ruh!

So ein Unsinn! Nie so dummes Zeug gehört. Der Kerl verdirbt ja die ganze Größe der Stunde!“ murrte das Manottidil, knallte mürrisch eine Münze auf den Tisch, um die Rechnung zu begleichen und zog seine Frau in eine der verwinkelten Gässchen San Giacomos, von wo aus beide eine Stadtbesichtigung zu beginnen trachteten.


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Donnerstag, 16. Februar 2017

Donnerstag in hölzernen Latschen

Heute haben wir es wieder mit einer Jahrespremiere zu tun: Das erste Mal im Jahr 2017 ohne Handschuhe Rad gefahren.

Im Imperium Romanum ist nun Merulas Bruder aufgetaucht, und hat sich in den vollkommen sinnlosen Versuch verstrickt, Timesias, einem alten Freund seines verstorbenen Vaters eine üppige Vorauszahlung für Waren aus Spanien abzuschwatzen. Als dann noch der bis dato völlig fremde Hagnon erscheint...

Und freitags (also morgen!) kehr das Manottidil zurück! (Nächster Teil des Romanfragments!)


Ich ende mit einem Gedicht von Friedrich Hölderlin, das ich sehr gerne habe. (Wahrscheinlich habe ich es eh schon irgendwann mal hier gepostet. Dann ist es eine gute Wiederholung!):


Wenn aus der Tiefe kommt der Frühling in das Leben,
Es wundert sich der Mensch, und neue Worte streben
Aus Geistigkeit, die Freude kehret wieder
Und festlich machen sich Gesang und Lieder.

Das Leben findet sich aus Harmonie der Zeiten,
Daß immerdar den Sinn Natur und Geist geleiten,
Und die Vollkommenheit ist Eines in dem Geiste,
So findet vieles sich, und aus Natur das meiste.

           Mit Untertänigkeit
d. 24 Mai 1758.                         Scardanelli.


Montag, 13. Februar 2017

Makronenfrühling



Als die Sonne auf die Erde fiel, und Kokosmakronen auf den Bäumen wuchsen

Heute war, verglichen mit der Finsternis und Kälte der letzten Wochen, die mir die Gesichtshaut abschabten und mein Fahrradkettenöl gefrieren ließen, extrem mildes Wetter zu verspüren. Freundlich glänzte die Frau Sonne den Menschen in der Stadt ins Angesicht, und überall, überall war ein Geruch von Honig und Grapefruit zu erahnen...

Habe mich heute das erste Mal im Jahr in meiner Pause wieder nach draußen gesetzt, auf eine Bank, in meinen kleinen, versteppten Park, wo ich nicht der Gnade der Touristen und Mechaniker ausgeliefert bin. Jubiläum in 2017.

Im Forenrollenspiel Imperium Romanum tut sich auch einiges, selbst, wenn ich in letzter Zeit nicht darüber berichtet habe.
Mein Charakter S. Furius Merula hat inzwischen seine Ausbildung bei der 2. Germanischen Legion in Mogontiacum begonnen, und wird hier gerade auf den Sammelplatz hinausgescheucht, um an einem Tagesmarsch mit Übungsgefecht teilzunehmen. Demnächst mischt sich dann eventuell auch noch Merulas kleiner Bruder ins Spielgeschehen ein, der den väterlichen Weinhandel neu beleben will.

Guten Start in die Woche!



Freitag, 10. Februar 2017

Nächste Runde des Manottidils

Weiter geht es mit der Saga vom Manottidil:
(Teil 1 und Teil 2 hier)



2. Kapitel

Zu der Zeit unserer Geschichte, oder kurz davor, war Venedig eine wichtige Größe im Mittelmeer was den Handel und das Transportieren von allerhand fernsüchtigen Reisenden anging. Die „Papst Laurux IV. und Siebenschläfer“ hatte in den Jahren seit ihrer Jungfernfahrt bereits einige tausend Seemeilen hinter sich gebracht. Datteln von Zypern nach Agios Nikolaos auf Kreta, Olivenöl von Athen nach Nizza, Die Lagerräume und Decks hatten Statuetten aus blassem, adeligem Marmor, Wein, Gewürze, Getreide, verschiedene Tiere und unzählige Reisende hin zu den mannigfachsten Zielen gesehen.

Die Mannschaft der „Papst Laurus IV. und Siebenschläfer“ bestand größtenteils aus ehemaligen Insassen griechischer Besserungsanstalten und stark individualistischen Abenteurern, war eine struppig-bunte Mischung aus Menschen unterschiedlichster Herkunft und Überzeugung. Dementsprechend schwierig gestaltete sich auch der Alltag an Bord des Schiffes.

Als eine der bemerkenswerten Eigenarten ist die Gepflogenheiten der Mannschaft zu erwähnen, in ungefähr jedem zweiten Hafen so lange die Arbeit ruhen zu lassen, bis der gerade diensthabende Kapitän einer Umbenennung des Schiffes zustimmte. Die Gründe, weshalb die Mannschaft dies immer wieder forderte, lag in der bereits angedeuteten Diversität der Ansichten unter den Seeleuten.
Steuerte man beispielsweise eine griechische Insel in der Ägäis an, auf der noch die Dünste verjährten Heidentums zu schnuppern waren, konnte es gut sein, dass zehn Mann berauscht von dem Ambra der antiken Glorie aufsprangen und lautstark forderten, ihr Schiff möge fortan „Königin Iphimedeia im Tempel der Pallas Athene zu Mykonos“ heißen und dies so lange vehement vertraten, bis eine Umbenennung des Schiffes auch durchgeführt wurde. Kurz bevor das Schiff im Hafen der Stadt, in der die Reisen des Manottidil, von denen hier zu erzählen ist, ihren Ausgangspunkt hatten, eingelaufen war, hatte der Schiffsname beispielsweise noch „Heiliger Nikolaus von Myra“ und „Die von Zeus geraubte Europa“ gelautet, bis 70% der Mannschaft auf einer Insel ein katholisch angehauchtes Erweckungserlebnis hatten und das alte Namensspiel in eine neue Runde ging. Seit dem erstmaligen Inseestechen hatten aufgrund der besonderen Umstände demnach geschätzt 41 Kapitäne und 2 Kapitäninnen entnervt das Handtuch geworfen. Man munkelt, dass nicht wenige davon später Einsiedler geworden sind.

Ein neuer Tag war angebrochen, milde Winde bliesen den vereinzelt an Deck des Dampfers stehenden Seereisenden ins Gesicht, eine Schubkarrenladung Delfine sprang hie und da aus dem Wasser, frustriert und gelangweilt von der stillen Einsamkeit der Unterwasserwelten.

Seit Tagesanbruch war auch das Manottidil auf Deck, verfolgt von einem Rattenschwanz neugieriger Reisender, mit denen es eifrig palaverte, wissbegierig auf alle Geschichten über Geschehnisse auf dem Erdenrund.

Unter den Diskutanten tat sich ein honoriger Großkaufmann aus Florenz besonders hervor, der ein wenig an den Neptun des berühmten Neptunbrunnens seiner Heimatstadt erinnerte.
Wann immer das Manottidil einen Satz beendet hatte, gleichgültig zu welchem Thema, sprang genannter Kaufmann wie ein elastischer Schulbub auf und nieder und rief Dinge ähnlich wie „Trefflich! Gut gesagt!“, sodass nach einiger Zeit nicht wenige missbilligende Blicke ihn getroffen hatten.
Seine rege Teilnahme, so muss man sagen, geschah nicht aus reinem akademischen Interesse. Wenn seine kaufmännischen Aktivitäten ihm die Zeit ließen, ging er seiner eigentlichen Passion, der Hobbyzoologie nach. Und in seinen kühnsten der kühnen Träume gelang ihm schlussendlich der Große Wurf: Eine neue Tierart, von ihm entdeckt, nach ihm benannt.
Nur Gott und die Beamten zahlloser Fürstenhöfe wussten, wie viele tausend verschiedene im Unrat lebende Käfer, Würmer, Spinnen und Kröten der ehrwürdige Handelsmann, im falschen Glauben, nun erfolgreich gewesen zu sein, im Laufe seines Lebens bereits diversen Potentaten mit Widmung und Bitte um Kenntnisnahme zugeschickt hatte.

Sollte nun der große Tag gekommen sein? Die Pulsfrequenz des Freizeitzoologen erreicht nie gesehene Spitzenwerte und endlich!, endlich! gelang es ihm durch das beherzte zur-Seite-schubsen zweier bayerischer Nudelholzkrämer direkt vor das Fabelwesen zu gelangen und ihm die Klaue zu drücken.
Gneeeeediger Härr!“ setze er an zu sprechen und klang dabei nicht unähnlich einer Ziege, die sich anschickt, sämtliche Sopranarien aus Händels Orlando gleichzeitig herunterzusingen. „Gneeediger Härr! Und nätürlich gnedige Damé! Wüührden sie mich unter Deeck in den Speisesaal begleiten? Gerne lüde ich Sie zu einer Suppe oder einer kleinen Erfrischung ein!“

Julisanda, der die Seefahrt guten Appetit bescherte, drückte ihrem Ehegatten energisch die Seite, aufdass dieser verstehen möge, was die Stunde geschlagen hätte. So setzte man sich denn unter Deck an einen Tisch, verzehrte mehrere Teller scharfer Suppe und leerte den ein oder anderen Krug besten Weins und war guter Dinge.


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Donnerstag, 9. Februar 2017

Bang goes the knighthood

Die Verwirrung hat ein Ende. Habe mir das Album "Bang goes the knighthood" bestellt.

Und morgen kommt das Manottidil hier zurück! Bis morgen!

Montag, 6. Februar 2017

Hoffnung fällt heute aus

Eigentlich wollte ich heute einen tollen Eintrag über Hoffnung verfassen. Das hätte so wunderbar ins Geschehen gepasst. Aber leider ging das erstmal aus technischen Gründen nicht. Und als die Technik meinem fröhlich mäandernden Geist nachgezogen war, war dieser schon nicht mehr fröhlich, Hoffnungslosigkeit, Ohrensausen, und tumber Gefühlsschnupfen hatten mich übermannt, werte Leser.

Aber stattdessen, was mindestens fast genauso gut ist, wenn wir ehrlich sind, überkam mich große Verwirrung. Und zwar ob der Frage, welches Album von The Divine Comedy ich kaufen soll. Bei dieser Verwirrung bin ich auch  bislang geblieben. Jetzt dann koche ich Abendessen. Kartoffeln mit Gemüseragout auf Blattsalat. Oder so. Prost, schönen Montag!

Freitag, 3. Februar 2017

Freitags, die Rückkehr des Manottidils

Wie versprochen und angedroht, folgt nun der nächste Teil meines Buchs vom Manottidil:
(Teil 1 hier)


Fortsetzung:


Am Rande des Flusses lebte zu jenen Zeiten ein seltenes Wesen, von dem ich nun erzählen will. Besagtes Wesen wurde als Manottidil bezeichnet, wie es dazu gekommen ist, das erfahren wir noch genauer. Das Manottidil, das, wenn man genau ist, zu Beginn dieser Geschichte noch nicht Manottidil genannt wird, sah einem Krokodil nicht unähnlich, nur war es kleiner, kräftig geschuppt mit einem gesunden, rötlichen Teint, und anders als bei einem Krokodil flackerte das Irrlicht milden, freundlichen Größenwahns, wie wir ihn bei Museumsdirektoren kurz vor der Pensionierung oder malenden Postboten finden, durch sein Angesicht, wenn besagtes Manottidil seinem Gegenüber bei einem Glas maltesischen Rotweins tief und forschend in die Augen blickte (was jedoch zu damaligen Zeiten den wenigsten Menschen passiert sein dürfte).
Viele Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, hatte das Manottidil unscheinbar auf einer Sandbank des Flusses gelebt, kaum beachtet von der Welt. Es hatte dort seine jetzige Ehefrau Julisanda kennen gelernt, Hochzeit, Hochzeitsnacht und Flitterwochen hatten ebenda stattgefunden. Mit seiner Lage war das Manottidil nicht unzufrieden gewesen und nie wäre es auf den Gedanken gekommen, sich zu beschweren

Eines Tages, das Manottidil war soeben dabei, halluzinierend in seinen gewohnten Nachmittagsschlaf zu versinken, ereignete sich folgende folgenreiche Begebenheit:
Wie eingangs erwähnt, pflegte in der Stadt große Verwirrung zu herrschen, und Ideen jeder Farbe, Form und Größe waren stark nachgefragt im Volk. Diese Erscheinung der Mode hatten sich findige Buchdrucker und Verlage zu eigen gemacht und entsendeten regelmäßig würdig gekleidete Herrschaften dorthin, um Bücher aus Reihen mit klangvollen Namen wie „Der philosphistische Edelmann“, Mensch, Natur und Weltall, Gott im Ganzen oder Kant, Montesquieu und andere Scheußlikeiten feilzubieten.
Eben ein solcher Vertreter spazierte, Herr Manottidil sah gerade einer Schmeißfliege nach, die es für einen prachtvollen siebenfarbigen Schmetterling hielt, am Flussufer rechts neben der Sandbank vorbei.
Potz Schlapperment!dachte das Manottidil,Ein Hut, ein Anzug, und darunter ein Mensch! Wollte schon immer mal probieren, wie so was schmeckt. Sprachs und verzehrte den Vertreter, der auch durch sein gewinnendstes Verkäuferlächeln die Gnade des seltsamen Geschöpfes nicht erhaschen konnte samt einer Werkausgabe von Winckelmanns gesammelten Schriften zur Kunstgeschichte, Lemerys Vollständigem Materialien-Lexicon und einer Enzyklopädie des Weltwissens in 4277 Bänden samt einem Nachwort von Prof. Dr. Claudius Augustinus Seemann, als Anhänger feiner Tischsitten jedoch nicht, ohne vorher den makellosen Nadelstreifen-Anzug von der unerwartet kommenden Speise zu entfernen und diesen feinsäuberlich zusammenzulegen.

Aber! groß war die Reue auf solche TatUnser Geschöpf, normalerweise strenger Verfechter von Selbstzucht und maßvollen Lebensstils, konnte seine eigene Impulsivität kaum fassen und lief grübelnd so lange am Flussufer auf und ab, bis man die so entstandene Linie bis aus dem Weltraum sehen konnte, und manch eine in diesem Moment an der Erde vorbeisausende, abergläubische Sternschnuppe mag die Striche am Ufer so für einen ägyptischen Zwilling der Nazca-Linien gehalten haben.

Es war bereits Nacht geworden, als sich die von dem Manottidil als Beilage verzehrten Buchstaben und die von ihnen transportierten Lehren vom Magen ins Gehirn vorgearbeitet hatten und dort ihre Wirkung zu entfalten begannenEs lief mit ungewohnt festem Schritt zurück an die Stelle seines nachmittäglichen Mahles, schlüpfte, erst zögernd, dann immer selbstverständlicher, in die feinen Kleidungsstücke des unglücklichen Verzehrten, warf einen Blick in den runden, silbernen Vollmond, um sich in den Wassern seiner Mondmeere zu spiegeln und stellte fest, dass es so, elegant und geschäftstüchtig auf zwei Beinen in der großen, krummen Welt stehend, einen enorm beeindruckenden Anblick darbot. Nun wurde ihm klar, auch unter dem Einfluss der nun minütlich stärker wirkenden, über den Magen aufgenommenen Bildungsinhalte, dass wohl hier an diesem Fluss, in dem Blechbüchsen und Bastkörbchen trieben, der eher braun als blau war, kein Staat zu machen war und die Welt das Manottidil geradezu rief, laut und klar, und im Hintergrund der geisterhaften Szenerie, noch hinter den neben dem Fluss liegenden Palmenhainen, zogen schwere Wolken auf und ein Gewitter entlud sich in der Ferne, wie zu den Zeiten der Titanen, als die Götter des alten Griechenlands geboren wurden.

Frau Julisanda, die das ungewöhnliche Schauspiel, welches ihr Ehemann seit dem Nachmittag aufführte, kritisch und leicht besorgt beobachtet hatte, konnte schließlich nicht mehr abwarten und sie trat neugierig äugend aus dem Schatten der Palmen heraus.

Ihr Ehegemahl schaute immer noch gebannt und bezaubert in den Nachthimmel, wo sich in den Meeren des Mondes sein Ebenbild spiegelte. Als Herr Manottidil schließlich Notiz von seiner Frau nahm, trat er einen wohldosierten Schritt nach vorne und setze mit balsamischer Baritonstimme zu singen an:

Die Weltenkönigin ruft laut uns in die Lande zu spazieren
Und heißt ein treues Bild zu machen uns von ihren Reichen
Sie mahnt uns dies und jenes überall vergleichen
Von hier bis wo die Wetterwinde Sinfonien dirigieren!
Wir wollen uns entsprechend dann in Bälde auch besinnen
Und nichts als Mut und Lust und Zuversicht gewinnen.“

Das Manottidil tat dann ein paar beherzte und erstaunlich grazile Sprünge und zeigte mit seinen Klauen wie ein fröhlich Wahnsinniger in alle Himmelsrichtungen, wobei es munter die Namen London! Shang-Hai! Budapest! Ma-da-gaskar! ausrief, als wären es alte Busenfreunde, unterbrochen nur von theatralisch deklamierten Zitaten aus Wilhelm Müllers „Winterreise“. Frau Julisanda hatte sich inzwischen abgesetzt und spazierte einige Schritte den Fluss entlang. Als sie zurückkam, schüttelte sie nur leise seufzend den Kopf, drückte ihrem Gemahl die Klaue und murmelte „Was auch immer, aber ich begleite dich.“

Das Geschöpf war nun guter Dinge. Ausgestattet mit Bildung, Erdbeermarmelade, Thunfischkonserven, und mit einem sündhaft teuren Nadelstreifenanzug fühlte es sich bereit zum Sprung in die große Welt hinaus.

Voll Schaffenskraft, Labkrautschwärmern, paranoider Echos wonnemonatlicher Panikattacken, dem Hallen verschlafener Priesterstimmen in Gespensterseminaren, packte es seine Taschen.
Noch in derselben Nacht durchhasteten Frau und Herr Manottidil die sogar zu dieser Zeit noch tosende Stadt, wo einige Religionsgemeinschaften gerade hohe Feiertage einläuteten. Sie wühlten sich durch die Menge aus Derwischen, Priestern, aufgehetzten Gläubigen und Süßwarenverkäufern, drängelten Polizisten, alte Frauen und Taschendiebe zur Seite, bis sie den alten Hafen erreicht hatten, wo sie das venezianische Dampfschiff Papst Laurus IV. und Siebenschläfer bestiegen.



...................Fortsetzung folgt! .................................................................................................