Freitag, 30. September 2016

Civilization am Freitag

Heute möchte ich eine aktuelle Civ2-Partie vorstellen, die ich spiele.
Ausgangspunkt ist das Jahr 1991, die Sowjetunion ist zerfallen, Deutschland wiedervereinigt, etc.
Im erwähnte Spiel habe ich die Rolle Russlands übernommen und von Beginn an einen relativ fragwürdigen und aggressiven Kurs vertreten. Während der 90er Jahre konnte ich mir weite Teile der GUS-Staaten sichern und sie Russland einverleiben. Diplomatisch konnte eine Allianz mit der europäischen Union erreicht werden, sodass vorerst Frieden herrschte. Herrschte.

Wirtschaftlich stellte sich die Lage meines russischen Spielers desaströs da. Mein sehr hohes Staatsdefizit hätte mich sicher in den Bankrott geführt, hätte nicht der Entwickler des Szenarios (welches übrigens "Crisis of the New World Order" heißt) per Spiel-Events festgeschrieben, dass Russland in unregelmäßigen Abständen Geld erhält ("ausländische Investoren").

Während der 90er versuchte ich, meine Wirtschaft irgendwie am Laufen zu halten, während sehr hohe Umweltverschmutzung zu immer weiter steigender globaler Temperatur führt.

Soweit zu den friedlichen Zeiten...
A day that will live in infamy...
Nachdem sich zum Jahrtausendwechsel die diplomatischen Beziehungen zur EU verschlechterten und die glorreiche Russisch-Westeuroäische Allianz in die Brüche ging, geschieht im Januar 2002 das Unfassbare: die EU erklärt Russland den Krieg. Im westlichen Teil Russlands gehen infolgedessen Raketen nieder, Städte werden bombardiert und angegriffen. Die Weltgemeinschaft handelt und ein hastiger Waffenstillstand wird teils mit Druck durchgesetzt. Dieser hält aber nur kurz, da Russland Vergeltung für den feigen Angriff sucht, und die Vereinbarung kurzerhand bricht. Ein von der russischen Öffentlichkeit nicht unkritisch gesehener Schritt, allerdings verteidigen die Machthaber im Kreml ihre Entscheidung mit dem Ruf der Nation und weisen auf die in den Folgejahren geglückte Eroberung Wiens durch russische Truppen hin.

Verschiedene Versuche, ein Waffenstillstandsabkommen auszuhandeln, verlaufen im Sand. In der Mitte Europas herrschen nun über 10 Jahre Krieg. Nach der Eroberung Wiens durch Russland kann keine der Parteien weitere Gebietsgewinne erzielen. Zermürbender Stellungskrieg, der das Land verheert. Die einstige Millionenstadt Prag beispielsweise wird auf die Bevölkerungsgröße Ulms reduziert. Wo einst Touristen wanderten, sind nun die Fenster vernagelt, russische Truppen haben sich im Stadtkern verschanzt, um Prag gegen die fortwährenden europäischen Angriffe zu verteidigen.

Europa ca. 2009 - 2010.




















Auch im fernen Osten ist die Lage brisant. Nach mehreren Angriffen durch die Volksrepublik China ist Russland inzwischen bis Peking nach Süden marschiert, und hält dort große ehemals chinesische Gebiete besetzt. In China wütet ohnehin seit Jahren ein Bürgerkrieg zwischen einer südchinesischen Rebellengruppe, die von den asiatischen Staaten unterstützt wird, die sich eher nach Westen orientieren, und der Regierung in Peking.

Die Situation im chinesischen Bürgerkrieg ca. 2010.





















2012 bringt eine scheinbare Wende. Russland gelingt es erstmals, nach radikalen Streichungen im Haushalt, die größtenteils furchtbar ins Bildungswesen eingreifen, einen Haushalt ohne neue Schulden vorzulegen.

Auch an der europäischen Front gelingt es, die Offensive neu zu ergreifen. Nach mehrfach gescheiterten Versuchen, Berlin zu erobern, sieht es eine Zeit sogar danach aus, als könnten die Westeuropäer die russischen Truppen aus Europa vertreiben. Planspiele kalkulieren gar einen Rückfall bis auf die Grenzlinien von 1991. Die Führung im Kreml ernennt daraufhin einen neuen Befehlshaber für Westeuropa, der eine neue, sehr auf Mobilität und Überraschung ausgerichtete Taktik etabliert. Geziele Fallschirmjägeroperationen ermöglichen es Russland, Berlin im Januar 2017 einzuschließen.

Russische Fallschirmtruppen haben Berlin eingeschlossen...
















Ausgewählte und erfahrene Infanterie- und Artillerieregimente rücken daraufhin in einem überraschenden Vorstoß von Warschau aus vor, und überwältigen die Verteidiger Berlins. Noch im selben Monat fällt Berlin an die russische Armee...



...und im Januar 2017 fällt Berlin!











Bin nun gespannt, wie es weitergehen wird. Gerade die Umweltverschmutzung dürfte im Spiel bald weiteren Tribut fordern. Aber das passiert, wenn die Mächtigen aus Machthunger vor globalen Problemen die Augen verschließen.

Donnerstag, 29. September 2016

Dreißigster September

Der Herbst ist die Jahreszeit des Rückgangs. Und so entwickelt sich vieles auch hier zurück. Geht fort, reißt Brücken ab. Garnicht schön, und nicht einfach. Manchmal stelle ich mir die Frage, ob ich vielleicht doch alles falsch gemacht habe, aber die Antwort finde ich nicht. Der Wind weht, ein Tier verschwindet schlafwandelnd am Waldrand.



"...und studier..."

Dienstag, 27. September 2016

Dienstag, 20. September 2016

Geflügelte Wasserwelt

Der Himmel ist Bleiglas,
Wasservögel bevölkern die Wege,
Am Ufer
Laub, Windrauschen, und und und...

Dazwischen Scherbenglas,
grün und grau, glitzert,
wie kleine Fische
im weiten Schatten menschlicher Hände.

Silbersonne bricht sich
im Bleiglashimmel,
im Morgennebel bekommt die Uferwelt dann Flügel;
und schwingt sich heimlich davon.

Samstag, 17. September 2016

Das Ende des Sommers im Nieselregen

Gerade regnet es da draußen. Eigentlich ganz gut. Natürlich wollen aber die meisten Menschen jetzt wohl lieber noch Sonne, in Ewigkeit so weiter, aber ich glaube, dass das problematisch wäre.

Neulich fuhr ich eines Nachmittags an der "Badebucht" am Wöhrder See vorbei: Menschenmassen liegen in der Sonne, es riecht nach erhitztem Plastikmüll und Sonnencreme, drei junge Männer stoßen mit Bier aus der Flasche an. Prost! Prost! Prost!
Und dann ewiger Sommer. Die Leute lagen ja jetzt schon bis zu zwanzig Meter weit weg vom Ufer, weil der Platz nicht mehr gereicht hat. Im ewigen Sommer müsste noch mehr Liegefläche geschaffen werden. Abriss von Wohn- und Gewerbegebiete, versteppter Rasen darauf, die Sonne prügelt auf die Szenerie ein, der blaue Himmel sticht, weiter weiter Himmel, und immer wieder der Geruch von Sonnenmilch. Irgendwann würden die Menschen dann auch nicht mehr zur Arbeit gehen. Lieber gleich morgens einen Liegeplatz ergattern, direkt am Wasser, da, wo die Wellen anschlagen. Es müsste auch immer mehr Bier produziert werden, der Bedarf wäre enorm, die Preise würden auch immer weiter ansteigen. Ich könnte mir auch vorstellen, dass die Städte gefährlicher würden. Ständig drohte Hitzschlag, und die Kriminalität stiege auch an, weil die Hitze freilich auch Hitzköpfe produzierte. Ein endloser Sommer wäre so eine Art kalifornisches Schlachtfeld, alkoholisierte Menschen, Wespen, brennende Autos, Beton und Plastik, und darüber schwelt der Gerucht von Sonnenmilch...


Erstmal weg: Die Sonne.

Freitag, 16. September 2016

"Lassen sie nur meine Tante" und Freitag

Eigentlich (!) könnte ich jetzt seitenweise berichten. Von Civ2-Partien und so weiter. Stattdessen poste ich ein Stück von Georg Kreisler, das "Lassen Sie nur meine Tante" heißt, und mich aktuell aus verschiedenen Gründen nachdenklich und traurig gemacht hat.



Schönen Freitag!

Montag, 12. September 2016

"In Omnia Paratus"

"In Omnia Paratus"


Nachdem mich der Entwickler des Civ-Clones "C-Evo" gestern zur Weißglut brachte, indem ich nämlich feststellen musste, dass sich das Spiel, wenn die maximal vorgesehene Rundenzahl erreicht wurde, nicht fortsetzen lässt, versuchte ich etwas ganz albernes:

Aus dem Keller suchte ich mir meine Civ2-Multiplayer-Gold-Edition-CD aus dem Jahre 1998 ("Läuft unter Win95/98"), legte sie ein, um einen Installationsversuch zu unternehmen. Ich war ziemlich sicher, dass es nicht funktionieren würde, da die CD sehr zerkratzt ist, und ich auch mit irgendeiner Fehlermeldung und Absturz rechnen konnte...

Aber: nichts dergleichen passierte. Ich konnte das Spiel problemlos installieren, und es funktioniert auf meinem PC nun. Mit großer Freude habe ich dann noch festgestellt, dass viele der Fanseiten, die ich früher besuchte, noch existieren. So konnte ich die meisten Szenarien, die ich damals spielte, noch finden. Werde evtl. über die ein oder andere Partie mal etwas berichten.

Solange weiße ich auf die Geschichte des 10jährigen Civ2-Matches hin...

Sonntag, 11. September 2016

Rumänische Musik

Gestern entdeckt: Ada Milea. Anzuhören: Aberații Sonore

Ansonsten haben heute auch in Nürnberg verschiedene Denkmäler die Türen und Toren und Luken geöffnet. Mal sehen, ob wir da heute irgendwo hingehen. Gute Nacht!

Dienstag, 6. September 2016

Im Herbste

Die Nürnberger Nachrichten berichten von zu früher Käuflichkeit von Lebkuchen und Co in den Läden ("der Kunde lechzt seit März und Mai danach!") und stellen die Frage, ob man im Prinzip das Chlorwasser der Nürnberger Freibäder trinken kann ("Ja, im Prinzip schon." antwortet man). Währenddessen herbstet es merklich, Blätterreigen, und ich sitze bei einem schönen Glas lauwarmen Nürnberger Chlorwassers und einem staubtrockenen Nürnberger Lebkuchen am stark vermüllten Strand der neuen Norikusbucht und genieße die platte, rote Sonne, und Ozongeruch.

Der Nürnberger Chlorherbst. Wusch!

Montag, 5. September 2016

Civilization

Das Wochenende ist aus, mein persönlicher Text ist auch fertig (veröffentlich wird er aber noch nicht, weil er noch gegengelesen werden soll, ich außerdem noch ein paar Kleinigkeiten überarbeiten will.), und ich selber bin auch schon etwas lädiert, wogegen aktuell der vor ein paar Wochen vorgestellte Cubita-Kaffee von El Puente eingesetzt wird.

In meinen letzten Urlaubstagen hatte mich eine ziemlich massive Laune befallen, nämlich der Wunsch, wieder Civilization 2 zu spielen. Da ich meine Originalkopie der Gold-Edition von 1999 nicht mehr finde (und auch zweifelhaft ist, ob sie bei Installation überhaupt auf meinem aktuellen Betriebssystem lauffähig wäre...), waren die "Schnäppchenpyramiden" diverser Multimedia- und PC-Märkte meine letzte Hoffnung. Diese hat sich allerdings auch inzwischen zerschlagen.

So ersetze ich momentam mit C-Evo, einem freien Civ-Klon, der aber leider nicht an den Funktionsumfang des Originals herankommt, was das Editieren angeht (eigene Szenarien bauen, Landkarten bauen, Einheiten verändern, mittels Basic Im-Spiel-Ereignisse programmieren...), trotzdem in manchem ausgereifter ist.

Aktuell bin ich in einer Partie im Jahr 2393 angekommen, und bereite mich darauf vor, Russland mittels Überraschungsangriff vom Bau des ersten interstellaren Raumschiffes abzuhalten...
Und eine eigene Karte von Süddeutschland ist im Bau.

Mal sehen, was die Zukunft bringt.


Die Deutsch-Ägyptisch-Spanische Föderation während der
Vorbereitung des Angriffs auf Russland

Baustelle meiner Süddeutschland-Karte. Im Bild die Grenzregion
zwischen Nordbayern und Baden-Württemberg (die kleine
Burgen da sollen die Landesgrenzen besser sichtbar machen).
In Hessen, Thüringen und Sachsen ist noch größtenteils Ozean...



Freitag, 2. September 2016

Return of the Kleinstaaterei

Derzeit schreibe ich parallel an einem längeren, persönlicheren Text, deswegen gab es jetzt in den letzten Tagen nichts neues hier. Vielleicht auch aus Gründen der Faulheit.

Wie dem auch sei. Im Bereich "Alternative Geschichte" habe ich mir folgendes Szenario ausgedacht, das ich gerne teilen möchte. (Ja, man kann natürlich sagen, dass es sich immer auch um eine Art Albtraumszenario/Dystopie handelt, weil in solchen Entwürfen ja meistens nichts wünschenswertes drinsteckt. Also zumindest für mich nicht. Bitte keine neuen Bürgerkriege, Katastrophen und Krisen!)

Wir befinden uns in Deutschland, ungefähr im Jahr 2019. Nach langem Hin und Her, verschiedenen Krisen und politischen Konflikten (Krisengründe genug kann man sich ja momentan schon ohne viel Fantasie ausmalen) hat man das Grundgesetz stark verändert. Noch wesentlich mehr Kompetenzen als bisher sind an die Länder gegangen, womit die Bundesländer kaum noch weniger Entscheidungsfreiraum als reguläre Staaten haben.  Bundestag, Bundeswehr, die meisten Bundesbehörden, existieren trotzdem noch, üben auch Macht aus, wenn auch in einem eben entsprechend eingeschränkteren Rahmen. Auch der Grundsatz "Bundesrecht bricht Landesrecht" besteht unverändert fort, allerdings haben die Länder komfortablere Möglichkeiten als heute, unliebsame Gesetze im Bundesrat zu stoppen.

Zusätzlich haben alle Bundesländer eine eigene Nationalgarde (vergleichbar mit der US-Nationalgarde oder der Territorialverteidigung im früheren sozialistischen Jugoslawien) etabliert.

In der Folge entstehen, auch wegen der weiterhin angespannten Weltlage (Finanzkrisen, politische Krisen im In- und Ausland...), ganz neue Konflikte zwischen den Bundesländern. Diese könnten z. B. sein:

- Einzelne Länder wollen die Präsenz von Bundeswehreinheiten, Bundespolizei, Teilen der Bundesverwaltung auf ihrem Territorium nicht mehr dulden und erpressen die Bundesregierung damit, sämtliche Gesetzesentwürfe des Bundes im Bundesrat zu blockieren (wie gesagt, die Möglichkeiten dazu sind wesentlich komfortabler, als im heutigen Grundgesetz bestehend). Droht gar ein "Polizeieinsatz" der Bundeswehr in einem der Bundesländer?

- Separatismus: a) In Nordbayern entsteht Unruhe, da Aktivisten hier ein neues Bundesland Franken errichten wollen. Gleichzeitig fordern sie die Eingliederung der als fränkisch geltenden Gebiete in Südthüringen, Tauberfrankens auf dem Gebiet Baden-Württembergs und Teile Osthessens.

b) in Thüringen möchte sich das Eichsfeld unabhängig erklären, da die katholische Gegend sich als kulturell wesentlich verschieden vom übrigen Thüringen erachtet. Auch denkbar wären Versuche, mit den in Hessen und Niedersachsen befindlichen Gebieten des Eichsfeldes gemeinsam einen Staat auszurufen, oder aber Anschluß an Hessen bzw. Niedersachsen (nicht so wahrscheinlich, denke ich).

- Grenzstreitigkeiten zwischen den Ländern: z. B. Ansprüche Baden-Württembergs auf das bayerische Schwaben.

- Bayern könnte versuchen (entweder mit oder ohne Franken), die Bundesrepublik zu verlassen, und mit Österreich gemeinsam eine Art Großbaiern zu gründen.

... und und und...
Für Ideen bin ich jederzeit offen! Evtl. illustriere ich mein Szenario auch noch mit Karten.