Sonntag, 14. August 2016

"Children of Men"

Gestern haben wir uns "Children of Men" angesehen. Meine Erwartungen zum Film waren relativ hoch. Vielleicht war das falsch? Das, was ich über die Handlung vorher wusste, hat mich jedenfalls hoffen lassen, eine gute Mischung aus Spannung, Untergangsvision/Warnung und Tiefgang zu erleben.

Nun, die Realität des Filmerlebnisses war eine andere. "Children of Men" spielt, das ist für mich die große Schwäche, in einer Weltsituation, die der Erklärung bedürfte, und aus deren Erklärung auch viel für den Film zu holen gewesen wäre. Allerdings bleibt der Film fast jede Erklärung schuldig. Das Weltgeschehen im Filmszenario wird allerhöchstens wage angedeutet, via nebenher laufende Radio- und Fernsehprogramme. Die Hauptfiguren laufen an in Käfige gesperrten "illegalen Einwanderern" vorbei, man erfährt allerdings nicht, warum in aller Welt der halbe Globus es unbedingt darauf abgesehen haben soll, in ein im Film reichlich heruntergekommenes und düsteres Großbritannien einzuwandern. Eine Terroristengruppe namens "Fishes" (???) spielt eine wichtige Rolle, woher der Name kommt, was die Terroristen wollen, und warum einer der ihren so versessen ist, den zweiten Hauptcharakter hinzumorden, geschenkt, eine Erklärung dazu wird ebenfalls nicht geliefert. Auch nicht, warum der deutsche Untertitel aus den "Fish-"Terrorists die "Es"-Terroristen" macht. "Es"? Gut. Damit muss man jetzt auskommen. Und warum dann der große Aufstand passiert, wogegen oder wofür aufgestanden wird, wird auch nicht erklärt.


Gegen Ende kommt dann die ein oder andere Szene, die ich richtig eindrucksvoll finde. Schade, dass eben diese starken Stellen nicht auf dem Fundament einer soliden Geschichte passieren. So bleibt bei mir nach dem Gucken nur das Gefühl, einen kollagenhaft mit Schreckensbildern von Islamismus, Krieg, Terror, Niedergang, durchwobenen, aber dann wieder mit zuviel einschläferndem, starkem Küstennebel und unbefriedigenden Andeutungen gestreckten Albtraum angesehen zu haben. Vielleicht hätten die Macher lieber einen Kurzfilm versuchen sollen? Zurück bleibt, wie eventuell nach einer langen, dumpfen Partynacht mit zuviel Küstennebel die Feststellung: "Ja, teilweise war es echt gut, aber vielleicht hätte ich meine Zeit besser anders verwenden sollen?" Schade, dass die guten Szenen und Momente nicht die Oberhand gewinnen konnten.

2,5 von 5 Sternen.


(Der Film basiert auf einem Buch. Vielleicht ist das besser?)